Die Regierungen der an dieser Verfassung beteiligten Staaten erklären im Namen ihrer Völker:
daß Kriege ihren Ursprung in der Seele des Menschen haben und daher die Schutzwehr des Friedens gleichfalls in der Seele des Menschen errichtet werden muß;
daß das mangelnde gegenseitige Verstehen der Völker im Laufe der Geschichte stets Argwohn und Mißtrauen zwischen den Nationen hervorgerufen hat, so daß ihre Meinungsverschiedenheiten allzuoft zu Kriegen geführt haben;
daß der große und schreckliche Krieg, der soeben zu Ende gegangen ist, nur dadurch möglich wurde, daß das demokratische Ideal der Würde, der Gleichheit und der gegenseitigen Achtung des Menschen verleugnet wurde, um an seine Stelle, unter Ausbeutung von Unwissenheit und Vorurteilen, die Lehre von der Ungleichheit der Rassen und der Menschen zu setzen;
daß weite Ausbreitung der Kultur und Erziehung aller zu Gerechtigkeit, Freiheit und Friedfertigkeit für die Würde des Menschen unerläßlich sind und eine heilige Verpflichtung bedeuten, die alle Völker im Geiste gegenseitiger Hilfeleistung und eines gemeinsamen Anliegens zu erfüllen haben;
daß ein Frieden, der nur auf wirtschaftlichen und politischen Vereinbarungen der Regierungen beruht, sich nicht der einstimmigen, dauernden und aufrichtigen Zustimmung der Völker zu erfreuen vermag, vielmehr der Frieden auf der geistigen und moralischen Solidarität der Menschheit aufgebaut werden muß.
Aus diesen Überlegungen und im Glauben an den Wert ungeschmälerter und gleicher Bildungsmöglichkeit für alle, uneingeschränkter Erforschung objektiver Wahrheit und des freien Austausches von Ideen und Kenntnissen, sind die an dieser Verfassung beteiligten Staaten übereingekommen und entschlossen, Mittel und Wege des geistigen Verkehrs zwischen ihren Völkern zu entwickeln und zu vermehren und sie zum Zwecke wechselseitigen Verstehens und tieferen und vollständigeren Kennenlernens des Völkerlebens zu verwenden.
Infolgedessen begründen sie hiermit die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, um auf diese Weise, durch die Mitarbeit der Völker der Welt auf den Gebieten der Erziehung, der Wissenschaft und der Kultur, Schritt für Schritt, die Ziele des internationalen Friedens und der gemeinsamen Wohlfahrt der Menschheit zu verwirklichen, um deretwillen die Organisation der Vereinten Nationen, wie in deren Satzung ausdrücklich hervorgehoben ist, ins Leben gerufen wurde.