OGH
RS0077728
21.01.2025
4Ob128/89; 4Ob120/89; 4Ob29/90; 4Ob89/90; 4Ob100/90; 4Ob13/91; 4Ob135/91; 4Ob1009/95; 4Ob71/95; 4Ob49/95; 4Ob74/18p; 4Ob140/22z; 4Ob138/24h (4Ob196/24p)
UWG §1 C5a
Zwischen Unternehmen des Medienbereiches, deren Hauptaufgabe die Verbreitung von Nachrichten und die Bildung der öffentlichen Meinung (hierüber) ist, wird nicht jeder Äußerung über einen Mitbewerber auch im relevanten Ausmaß von einer Wettbewerbsabsicht mitbestimmt sein. Eine solche Absicht kann zB völlig in den Hintergrund treten (oder ganz fehlen), wenn es zwischen zwei Medieninhabern zu weltanschaulichen Auseinandersetzungen kommt und jeder der Beteiligten die öffentliche Meinungsbildung in seinem Sinne zu beeinflussen sucht. Bei Auseinandersetzungen, die keine weltanschaulichen Themen, sondern den Mitbewerbern unmittelbar in seiner gewerblichen Tätigkeit betreffen, wird dies aber in der Regel nicht zutreffen.
TE OGH 1989-10-10 4 Ob 128/89
Veröff: MR 1989,219 (Korn) = ÖBl 1990,18
TE OGH 1989-09-26 4 Ob 120/89
TE OGH 1990-02-27 4 Ob 29/90
Vgl auch; Veröff: MR 1990,233
TE OGH, AUSL EGMR 1990-06-12 4 Ob 89/90
Vgl auch
TE OGH 1990-10-09 4 Ob 100/90
Vgl auch; Beisatz: Auch im Pressewesen besteht kein schutzwürdiges Informationsbedürfnis an der Herabsetzung von Mitbewerbern (MR 1989,61; MR 1990,69; ÖBl 1990,18). Es trifft zwar zu, daß eine Pressefehde zwischen zwei Zeitungen sehr häufig zur Förderung der öffentlichen Meinungsbildung und nicht zu Wettbewerbszwecken ausgetragen wird, eine ohne erkennbaren Anlaß erst nach sieben Monaten geäußerte Reaktion auf eine in einem Konkurrenzblatt zum Ausdruck gebrachte Meinung zu einem bestimmten Thema kann aber keinesfalls mehr als aktuelle Pressefehde im Sinne einer unmittelbaren weltanschaulichen Auseinandersetzung angesehen werden. (T1) Veröff: ÖBl 1990,250
TE OGH 1991-02-26 4 Ob 13/91
Beis wie T1 nur: Auch im Pressewesen besteht kein schutzwürdiges Informationsbedürfnis an der Herabsetzung von Mitbewerbern. (T2) Veröff: MR 1991,166 = WBl 1991,265
TE OGH 1991-12-17 4 Ob 135/91
Vgl auch; Beisatz: Bei der von der Beklagten veröffentlichen Polemik kommt dem politischen und ideologischen Motiv so überragendes Gewicht zu, daß die festgestellte Absicht der Beklagten, der Klägerin damit Leser abspenstig zu machen, völlig in den Hintergrund tritt. Politisch-ideologische Auseinandersetzungen beschränken sich nur selten auf wissenschaftliche oder philosophische Erörterungen, sondern finden meistens auch in gegenseitigen Vorwürfen moralischer Art Ausdruck. (T3) Veröff: WBl 1992,202 = MR 1992,77 = ÖBl 1992,104
TE OGH 1995-01-31 4 Ob 1009/95
Vgl
TE OGH 1995-09-19 4 Ob 71/95
Auch; Beis wie T1 nur: Es trifft zwar zu, daß eine Pressefehde zwischen zwei Zeitungen sehr häufig zur Förderung der öffentlichen Meinungsbildung und nicht zu Wettbewerbszwecken ausgetragen wird. (T4) Beisatz: Auch bei Pressefehden politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Art sowie bei einer sachbezogenen Information und Aufklärung des Verbrauchers kann die Wettbewerbsabsicht völlig in den Hintergrund treten oder gänzlich fehlen. (T5)
TE OGH 1995-10-10 4 Ob 49/95
Auch; Beis wie T4; Beisatz: Die Wettbewerbsabsicht tritt gegenüber dem Beweggrund der öffentlichen Meinungsbildung zumindest dann keineswegs völlig in den Hintergrund, wenn über den Mitbewerber unwahre herabsetzende Tatsachenbehauptungen oder Äußerungen aufgestellt werden. (T6) Veröff: SZ 68/177
TE OGH 2018-04-19 4 Ob 74/18p
Auch
TE OGH 2022-12-20 4 Ob 140/22z
Vgl; Beis wie T6; Beisatz: Hier: Der Zeitungsartikel über die öffentliche und kontrovers geführte Debatte der COVIC-19-Impfung lässt in seiner Gesamtbetrachtung nicht vordergründig unternehmensbezogene Äußerungen der Beklagten (Titulierung der Produkte als „Billigzeitung“) erkennen. (T7)
TE OGH 2025-01-21 4 Ob 138/24h
vgl; Beisatz: Hier: Berichterstattung über ein Krankenhaus eines Bundeslands, welches selbst auch Medien vertreibt. Wettbewerbsabsicht und geschäftlicher Verkehr verneint. (T8)
ECLI:AT:OGH0002:1989:RS0077728