Gericht

OGH

Rechtssatznummer

RS0008839

Entscheidungsdatum

16.04.2024

Geschäftszahl

4Ob364/87; 7Ob515/90; 4Ob80/91; 9ObA194/91; 9ObS15/93; 9ObA159/93; 4Ob554/94; 9ObA185/95; 8ObA288/95; 3Ob34/94; 8ObS60/00g; 10ObS110/00z; 10ObS280/00z; 8ObS245/00p; 8ObS310/01y; 10ObS360/01s; 4Ob230/02f; 6Ob254/05d; 8ObA52/06i; 4Ob149/07a; 8ObS1/09v; 8ObA65/08d; 3Ob174/09y; 6Ob261/09i; 5Ob190/10t; 2Ob84/13m; 6Ob90/14z; 10ObS35/16v; 7Ob45/19x; 9ObA40/23g; 10ObS136/23g

Norm

ABGB §7

Rechtssatz

Auch eine taxative Aufzählung schließt das Vorliegen einer "teleologischen" oder "unechten" Lücke, bei welcher der Normzweck in Verbindung mit dem Gleichheitsgrundsatz die Erstreckung der Rechtsfolgeanordnung einer gesetzlichen Norm auf den gesetzlich nicht unmittelbar geregelten Fall fordert, nicht unter allen Umständen aus. Analogie ist vielmehr auch bei einer taxativen Aufzählung möglich und geboten, wenn der nicht besonders angeführte Fall alle motivierenden Merkmale der geregelten Fälle enthält und das Prinzip der Norm auch in einem ihrem Tatbestand ähnlichen Fall Beachtung fordert.

Entscheidungstexte

TE OGH 1987-09-15 4 Ob 364/87

Veröff: SZ 60/172 = JBl 1988,50

TE OGH 1990-02-22 7 Ob 515/90

Veröff: RZ 1990/73 S 174

TE OGH 1991-09-10 4 Ob 80/91

Veröff: ÖBl 1992,32

TE OGH 1991-12-18 9 ObA 194/91

Veröff: WBl 1992,234

TE OGH 1993-03-17 9 ObS 15/93

Veröff: WBl 1993,327

TE OGH 1993-09-08 9 ObA 159/93

nur: Analogie ist geboten, wenn der nicht besonders angeführte Fall alle motivierenden Merkmale der geregelten Fälle enthält und das Prinzip der Norm auch in einem ihrem Tatbestand ähnlichen Fall Beachtung fordert. (T1)

Veröff: DRdA 1994,309 (Widorn)

TE OGH 1994-09-20 4 Ob 554/94

Auch; Beisatz: Die analoge Anwendung eines Tatbestandes ist nur dann ausgeschlossen, wenn ersichtlich ist, dass der Gesetzgeber die Rechtsfolge nur eintreten lassen will, wenn gerade die Voraussetzungen des geregelten Tatbestandes erfüllt sind, also die Nichtregelung dem Plan des Gesetzes entspricht; ein solcherart "ausschließender Charakter" eines Rechtssatzes ist allerdings nicht zu vermuten, sondern muss besonders erwiesen werden. (T2)

TE OGH 1995-11-08 9 ObA 185/95

Beis wie T2

TE OGH 1996-01-18 8 ObA 288/95

Beis wie T2 nur: Ein solcherart "ausschließender Charakter" eines Rechtssatzes ist allerdings nicht zu vermuten, sondern muss besonders erwiesen werden. (T3)

Veröff: SZ 69/6

TE OGH 1996-07-10 3 Ob 34/94

Verstärkter Senat; nur: Analogie ist vielmehr auch bei einer taxativen Aufzählung möglich und geboten, wenn der nicht besonders angeführte Fall alle motivierenden Merkmale der geregelten Fälle enthält und das Prinzip der Norm auch in einem ihrem Tatbestand ähnlichen Fall Beachtung fordert. (T4)

Veröff: SZ 69/159

TE OGH 2000-03-09 8 ObS 60/00g

Ähnlich

TE OGH 2000-05-23 10 ObS 110/00z

Beisatz: Hier: Paragraph 4 a, BPGG nF (Rollstuhlfahrer). (T5)

TE OGH 2000-10-24 10 ObS 280/00z

TE OGH 2000-10-23 8 ObS 245/00p

Auch; nur T4; Beisatz: Hier: Paragraph 3 a, IESG in der Fassung BGBl römisch eins 1999/107. (T6)

TE OGH 2002-05-16 8 ObS 310/01y

TE OGH 2002-09-17 10 ObS 360/01s

Vgl auch; Beis ähnlich T2

TE OGH 2002-11-19 4 Ob 230/02f

Vgl auch; nur T4; Beisatz: Folgend sind auch Ausnahmeregelungen im Rahmen ihrer engeren ratio legis der ausdehnenden Auslegung und auch der Analogie fähig (SZ 69/159). (T7)

TE OGH 2005-12-01 6 Ob 254/05d

Beisatz: Die teleologische Reduktion verschafft der „ratio legis" gegen einen überschießend weiten Gesetzeswortlaut Durchsetzung. Die (verdeckte) Lücke besteht hier im Fehlen einer nach der „ratio legis" notwendigen Ausnahmeregel. (T8)

Beisatz: Hier: Paragraph 245, Absatz eins, HGB. (T9)

Veröff: SZ 2005/177

TE OGH 2006-07-13 8 ObA 52/06i

Auch; Veröff: SZ 2006/111

TE OGH 2007-09-04 4 Ob 149/07a

Beis wie T7; Veröff: SZ 2007/141

TE OGH 2009-01-27 8 ObS 1/09v

Auch; Veröff: SZ 2009/10

TE OGH 2009-01-27 8 ObA 65/08d

Auch

TE OGH 2009-11-25 3 Ob 174/09y

nur T4; Veröff: SZ 2009/157

TE OGH 2010-01-14 6 Ob 261/09i

Auch; Bem: Hier: Die Frage der Zulässigkeit einer analogen Anwendung des Paragraph 215, AktG im Privatstiftungsrecht wird ausdrücklich offen gelassen (mit eingehender Darstellung der Lehre). (T10)

TE OGH 2011-01-24 5 Ob 190/10t

Vgl auch; Beisatz: Hier: Keine Regelungslücke bei Paragraph 10, Absatz 3 und 4 WEG. (T11)

TE OGH 2014-04-29 2 Ob 84/13m

Vgl; Beisatz: Hier: „Unechte“ Gesetzeslücke, die bei einem in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft organisierten Kreditinstitut eine zu den gebundenen Rücklagen des Paragraph 183, AktG in Verbindung mit Paragraph 229, UGB analoge Behandlung der Haftrücklage nach Paragraph 23, Absatz 6, BWG als geboten erscheinen lässt. (T12)

Veröff: SZ 2014/47

TE OGH 2015-04-27 6 Ob 90/14z

vergleiche auch; Beisatz: Die Haftrücklage muss vor der Beschlussfassung über die vereinfachte Kapitalherabsetzung (Paragraphen 182, ff AktG) nicht aufgelöst werden - ausdrücklich gegenteilig zu 2 Ob 84/13m (Siehe auch RS0130093). (T13)

Anmerkung, Veröff: SZ 2015/37

TE OGH 2016-06-28 10 ObS 35/16v

Beisatz: Hier: Regelungslücke in Paragraph 5, Absatz 4 a, KBGG verneint. (T14)

TE OGH 2019-06-26 7 Ob 45/19x

nur T1

TE OGH 2024-03-18 9 ObA 40/23g

nur T4

TE OGH 2024-04-16 10 ObS 136/23g

nur T4; Beisatz wie T7

European Case Law Identifier

ECLI:AT:OGH0002:1987:RS0008839