Gericht

OGH

Rechtssatznummer

RS0079336

Entscheidungsdatum

14.06.1960

Geschäftszahl

4Ob321/60; 4Ob329/61; 4Ob356/62; 4Ob324/63 (4Ob325/63); 4Ob366/69 (4Ob367/69); 4Ob305/72; 4Ob305/73; 4Ob367/82; 4Ob306/84; 4Ob381/85; 4Ob33/88; 4Ob114/91; 4Ob98/93; 4Ob147/93; 4Ob74/94; 4Ob216/03y; 4Ob61/07k; 4Ob214/09p; 4Ob102/20h

Norm

UWG §1 D4b

Rechtssatz

Es verstößt gegen den geschäftlichen Anstand, wenn ein Wettbewerber, um selbst Vorteil zu ziehen, dem Kunden eines Mitbewerbers behilflich ist, einen Vertrag mit dem Mitbewerber abzuschütteln, obwohl erhebliche Gründe für die Gültigkeit dieses Vertrages sprechen. Nur dann, wenn sich der Vertrag mit überwiegender Wahrscheinlichkeit als ungültig darstellt, wird Sittenwidrigkeit nicht anzunehmen sein. Die Beihilfe kann auch geleistet werden, wenn der Dritte bereits zum Vertragsbruch entschlossen ist.

Entscheidungstexte

TE OGH 1960-06-14 4 Ob 321/60

Veröff: SZ 33/64 = JBl 1961,235 = ÖBl 1960,107

TE OGH 1961-09-12 4 Ob 329/61

Zweiter Rechtsgang zu 4 Ob 321/60; Veröff: JBl 1962,385 = ÖBl 1964,31

TE OGH 1963-01-29 4 Ob 356/62

Veröff: JBl 1963,534 = ÖBl 1963,50

TE OGH 1963-07-10 4 Ob 324/63

Veröff: ÖBl 1963,107

TE OGH 1970-01-20 4 Ob 366/69

Veröff: ÖBl 1970,99

TE OGH 1972-02-01 4 Ob 305/72

Veröff: ÖBl 1973,51

TE OGH 1973-04-10 4 Ob 305/73

Beisatz: Insbesondere wenn weitere Merkmale hinzutreten (Nichtmarkentreibstoffverkauf durch Markentankstelle unter der Marke). (T1); Beisatz: Mobil-Tankstelle (T2) Veröff: ÖBl 1973,12

TE OGH 1982-11-09 4 Ob 367/82

Beisatz: Liegt eine solche Mitwirkung am Vertragsbruch vor, ist auch dessen weitere Ausnützung wettbewerbswidrig. (T3)

TE OGH 1984-04-17 4 Ob 306/84

Beisatz: Fertighauskonkurrenz (T4) Veröff: ÖBl 1984,120

TE OGH 1986-09-16 4 Ob 381/85

Veröff: MR 1986 H6,21 = ÖBl 1987,45

TE OGH 1988-06-14 4 Ob 33/88

nur: Es verstößt gegen den geschäftlichen Anstand, wenn ein Wettbewerber, um selbst Vorteil zu ziehen, dem Kunden eines Mitbewerbers behilflich ist, einen Vertrag mit dem Mitbewerber abzuschütteln. (T5) Veröff: SZ 61/145 = MR 1988,122 (M Walter)

TE OGH 1992-02-25 4 Ob 114/91

Vgl; nur T5; Beisatz: Die Verleitung eines Kunden zur ordnungsgemäßen Vertragsauflösung ist im Regelfall nicht sittenwidrig. (T6) Veröff: SZ 65/23 = JBl 1992,599 = ÖBl 1992,21

TE OGH 1993-09-21 4 Ob 98/93

Auch; Beisatz: Hier: 18 Jahre bestehender Bierbezugsvertrag. (T7)

TE OGH 1993-11-02 4 Ob 147/93

nur: Nur dann, wenn sich der Vertrag mit überwiegender Wahrscheinlichkeit als ungültig darstellt, wird Sittenwidrigkeit nicht anzunehmen sein. (T8); Beisatz: Diesbezügliche Zweifel gehen stets zu Lasten der Vertragsbrauerei. (T9) Veröff: SZ 66/138

TE OGH 1994-07-12 4 Ob 74/94

TE OGH 2003-11-18 4 Ob 216/03y

nur T8

TE OGH 2007-05-22 4 Ob 61/07k

Vgl; Beisatz: Eine generelle Erkundigungspflicht lässt sich aus 4 Ob 147/93 nicht ableiten. Entscheidend war dort, dass der Beklagte durch die Prüfung der Verträge und die Behauptung der Ungültigkeit aktiv auf den Abnehmer eingewirkt hatte, sich aus einem Vertragsverhältnis zu lösen. (T10)

TE OGH 2010-06-08 4 Ob 214/09p

Auch; nur T8

TE OGH 2020-08-11 4 Ob 102/20h

Vgl; Beisatz: Hier: Der Beitrag (hier: der Beklagten) zu einem fremden Vertragsbruch (hier: wahrheitswidrige Erklärung im Namen des Kunden) ist nach der Rechtsprechung dann nicht unlauter, wenn sich der Vertrag mit überwiegender Wahrscheinlichkeit als ungültig erweist. (T11)

European Case Law Identifier

ECLI:AT:OGH0002:1960:RS0079336