Anlage 5

LEHRPLAN FÜR DEN ISLAMISCHEN RELIGIONSUNTERRICHT AN SONDERSCHULEN

Allgemeine Bemerkungen

Der Lehrplan für den Islamischen Religionsunterricht an der Sonderschule orientiert sich über den im Folgenden dargestellten fachlichen Zielen hinausgehend an dem allgemeinen Bildungsziel der Sonderschule vergleiche Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule, Anlage C1, S.1 Bundesgesetzblatt Teil 2, Nr. 137 aus 2008, v. 30.4.2008)) und empfiehlt den Einsatz der in selbigem Plan erläuterten Methoden.

Das Aneignen von ethischen, moralischen sowie religiösen Werten wird als wesentlicher Bestandteil des Unterrichts betrachtet; ebenso sind die Würde jedes Menschen, seine Freiheit und Integrität, die Gleichheit aller Menschen, die Gleichstellung der Geschlechter in Familie, Beruf und Gesellschaft wichtige Werte und Erziehungsziele.

Die Schülerinnen und Schüler lernen ihrem Entwicklungsstand entsprechend, sich mit der Religion, mit Fragen, Geboten und Verboten der Religion auseinanderzusetzen.

Eine wesentliche Aufgabe liegt darin, die Schülerinnen und Schüler in der Entwicklung ihrer muslimischen Identität zu unterstützen. Dabei werden besondere Lebenserschwernisse der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf berücksichtigt. Je nach den Erfordernissen können die Lehrkräfte aus dem Lehrplan für die Volksschule inhaltliche und methodische Angaben eigenverantwortlich für diese Schulart übernehmen, bzw. adaptieren.

In den höheren Klassen sollen sie sich am Lehrplan der Hauptschule orientieren und diesen für die eigenen Erfordernisse im Unterricht gegebenenfalls reduzieren, bzw. in der Schwerpunktsetzung Rücksicht auf die individuellen Erfordernisse der zu unterrichtenden Gruppe zu nehmen.

1. Schulstufe

Allah: Die Schöpferkraft Gottes

Die Schöpferkraft Allahs sollen die Kinder auf dem Weg des Staunens über sich selbst entdecken können. Die Lehrkraft soll unter dem Gedanken: „Ich bin ein Wunder“ Freude am eigenen Sein mit allen Möglichkeiten wecken. Die Kinder sollen sich angenommen fühlen und Allah als Schöpfer verstehen.

Muhammad (a.s.): Ein Vorbild für die Muslime, ein Vorbild für mich

Die Kinder sollen den Propheten Muhammad (a.s.) kennenlernen. Die Religionslehrerinnen und Religionslehrer sollen dabei vor allem auf das Vorbildhafte seines Lebens eingehen und wie er Muslimen ein Beispiel ist. Indem sie Charaktereigenschaften wie die Liebe zu Kindern und die ihnen entgegengebrachte Wertschätzung hervorheben, können sie einen persönlichen, emotionalen Bezug zur Persönlichkeit des Propheten Muhammad (a.s.) schaffen.

Das Gebet: Zwiesprache mit Allah

Die Kinder sollen vom Gebet als Möglichkeit der Zwiesprache mit Allah erfahren. Als dessen unmittelbarste und spontanste Form soll ihnen das frei formulierte Bittgebet näher gebracht werden. Die Kinder sollen erfahren, wie sie alles, was sie bewegt, vor Allah bringen können. Sie sollen auch von den besonderen Worten „bismillahi-rahmani-rahim“ („Im Namen des Gnädigen und Sich Erbarmenden Gottes“) hören und wie sie damit ihre Taten beginnen können, um Allahs Segen und Kraft bei der Ausführung zu erbitten.

Der Qur’an: Wichtigstes Buch für die Muslime

Die Kinder sollen an den Qur´an herangeführt werden und erleben, welche besondere Bedeutung er für die muslimische Gemeinschaft hat. Dazu sollen sie vor allem sinnlich erfahren, warum der Qur´an einen solchen Stellenwert genießt und zum Beispiel die Wirkung einer Rezitation spüren können oder sehen, mit wie viel Wertschätzung das Buch behandelt wird (Berührung nach Möglichkeit nur mit Gebetswaschung, umsichtiger Umgang, etc.).

Die Gesandten: Sie brachten Botschaft vom Einen, Einzigen und Einzigartigen Gott

Die Kinder sollen erfahren, dass Allah viele Gesandte zu den Menschen schickte und wie dabei eine Botschaft im Mittelpunkt steht: Der Eine, Einzige und Einzigartige Gott, Allah. Um dies zu veranschaulichen sollen sie aus der Geschichte des Propheten Ibrahim hören, wie er dies erkannte.

Glaubenspraxis: Wir gehen in eine Moschee

Durch einen Moscheebesuch sollen die Kinder praktisch erfahren, was diese Räumlichkeit für Muslime ausmacht. Begriffe wie „Freitagsgebet“, „Imam“, „Mihrab“ usw. sollen so fasslich werden.

Projekt: Feste im muslimischen Jahreskreis

Die Lehrkraft kann je nach Anlässen im Jahreskreis wie den islamischen Festen Schwerpunkte setzen, die zu einer Beschäftigung in Form eines Projektes Anlass geben. Über die Termine der Feiertage kann den Kindern auch vermittelt werden, dass Muslime nach einem Mondkalender rechnen.

Suren, Arabische Schriftzeichen, Lesen des Qur’ans

Methodenwahl und Zeitpunkt der Umsetzung dieses Themas liegen im Ermessen der Lehrperson.

In Gemeinschaft und Miteinander leben: Klassengemeinschaft

Die Kinder sollen erfahren, was eine gute Gemeinschaft ausmacht: Sich gegenseitig unterstützen, sich wechselseitig respektieren, mit anderen so umgehen, wie man selbst gerne behandelt werden möchte. Je nach den Möglichkeiten in der Klasse soll über die Klassengemeinschaft dieser Gemeinschaftsgedanke erarbeitet werden.

Wir sind Muslime: Ich bin ein Teil der muslimischen Gemeinschaft

Die Kinder sollen die Möglichkeit erhalten, sich als Teil der muslimischen Gemeinde zu erfahren. Die Lehrkraft kann dazu den Grundgedanken: „Du gehörst dazu!“ in den Mittelpunkt stellen und praktische Anknüpfungspunkte bei gemeinsam Erlebtem (Moscheebesuch, Feste feiern) finden. Sicherheit sollen die Kinder auch erfahren, indem sie vom Glauben an die Engel lernen.

Verschiedene Religionen: Gemeinsamkeiten zu erkennen, fördert gegenseitigen Respekt

Die Lehrkraft soll vor dem jeweiligen Erfahrungshintergrund der Kinder (zum Beispiel deren Wahrnehmung des christlichen Weihnachtsfestes) die Vielfalt religiöser Bekenntnisse thematisieren. Die Kinder sollen zu einer Haltung von Respekt gegenüber dem Glauben anderer hingeführt werden. Dazu sollen zuerst einmal Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden.

Werteerziehung im Islam: Gutes Zusammenleben braucht Werte

Aus dem Alltag in der Klasse heraus soll die Lehrkraft Bewusstsein für muslimische Werte entwickeln helfen. Die konkrete Themenwahl soll daher auch aus der konkreten Situation in der Gruppe erwachsen können. Es bieten sich Werte wie Ehrlichkeit oder Hilfsbereitschaft an.

2. Schulstufe

Allah: Seine 99 Namen

Die Schülerinnen und Schüler sollen weitere Eigenschaften Allahs kennenlernen und wissen, dass ihre Beziehung zu Ihm eine sehr persönliche und spezielle Beziehung sein kann. Dazu kann die Lehrkraft von den „99 Namen“ jene auswählen, die die Kinder besonders ansprechen könnten wie „Al Qadir“ (der Allvermögende), „Al Halim“ (der Nachsichtige), „Al Sami‘„ (der Allhörende) oder „Al Basit“ (der Gewährende)

Muhammad (a.s.): Seine Kindheit und Jugend

Die Schülerinnen und Schüler sollen in Grundzügen etwas zur Biographie des Propheten Muhammad (a.s.) erfahren (über die Eltern, seine Geburt, seine Kindheit und Jugend, seine Frau, seine Kinder etc.). Dieser Schwerpunkt auf der Familiengeschichte soll auch bei der zeitlichen Einordnung als letzter der Gesandten helfen, als „Siegel der Propheten“. Von den Schicksalsschlägen in der Jugend wie dem Aufwachsen als Waisenkind zu hören, soll den Kindern Mut machen.

Der Qur’an: Offenbarungsgeschichte und Surah Al Fatiha

Die Schülerinnen und Schüler sollen Informationen zur Offenbarungsgeschichte des Qur´an erhalten. Dabei kann die Lehrkraft inhaltlich an die Geschichte des Propheten Muhammad (a.s.) anschließen. Die Al Fatiha, die eröffnende Surah des Qur´an, soll besonders ausführlich behandelt werden, weil sie nicht nur wichtige Kerninhalte des Islam anspricht, sondern auch praktisch für das Gebet eine besondere Rolle innehat.

Die Gesandten: Musa/Moses (a.s.), Dawud/David (a.s.), Isa/Jesus (a.s.) und ihre Bücher

Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen, dass Allah seine Gesandten als Botschafter zu den Menschen entsandte. Sie sollen die Namen und Bücher der Gesandten vor dem Prophet Muhammad (a.s.) kennen und sie historisch einordnen können, indem ihnen einige Details ihrer Geschichte bekannt gemacht werden. Vor allem sollen sie erkennen, dass im Kern die Botschaft des Einen Gottes bei allen Gesandten im Zentrum steht.

Das Gebet: Einführung in das rituelle Gebet

Die Schülerinnen und Schüler sollen langsam in das rituelle Gebet und wie es verrichtet wird, eingeführt werden. Sie sollen wissen, wie wichtig dabei die ehrlich gefasste Absicht und das Verrichten der körperlichen Bewegungen während des Gebets sind (selbst wenn nur im Geiste und nicht tatsächlich ausgeführt, wenn es Hinderungsgründe gibt). So sollen alle Schülerinnen und Schüler um ihre ganz persönlichen Möglichkeiten ein Gebet verrichten zu können wissen und dass sie hier keinesfalls von der Gemeinschaft der Betenden ausgeschlossen sind. Die Lehrkraft soll also vermeiden durch ein Zuviel an Details (vor allem was die Rezitation von Texten betrifft!) den individuellen Antrieb zum Gebet zu blockieren. Die Kinder sollen jederzeit spüren können, dass ihr Gebet ein genauso wertvolles Gebet ist wie bei allen anderen Muslimen, auch wenn sie sich vielleicht beim Memorieren der rituell vorgesehenen Texte schwerer tun.

Glaubenspraxis: Sauberkeit und rituelle Reinheit

Die Kinder sollen mit dem Prinzip: „Sauberkeit ist ein Teil des Glaubens“ vertraut gemacht werden. Die Waschung zur Erlangung der rituellen Reinheit soll ihnen – auch im Hinblick auf das Gebet – vorgestellt werden. Dabei soll die Lehrkraft nicht nur die körperliche, sondern auch die seelische Dimension der Reinlichkeit vermitteln. Die Kinder können so die befreiende und beruhigende Wirkung der Waschung erleben und darin eine persönliche Stärkung erfahren.

Projekt: Wasser

Passend zum Thema der rituellen Reinheit soll über „Wasser“ aus verschiedenen Perspektiven in Form eines Projektes nachgedacht werden. Dazu können die entsprechenden Verse aus dem Qur´an je nach Vermögen der Klasse einbezogen werden und auch Ahadith mit den praktischen Hinweisen auf Wasserschutz zur Anwendung kommen. Wasser soll als ganz besondere Gabe Gottes begriffen werden und der sorgsame Umgang mit Wasser trainiert werden.

Suren, Arabische Schriftzeichen, Lesen des Qur’ans

Methodenwahl und Zeitpunkt der Umsetzung dieses Themas liegen im Ermessen der Lehrperson.

Gemeinschaft: Familie und soziales Umfeld

Über das Thema „Familie“ soll über soziale Beziehungen und den Wert von Gemeinschaft nachgedacht werden. Die Kinder sollen so angeregt werden, über ihre eigenen sozialen Kontakte zu sprechen und wie sie diese am besten gestalten möchten. Unter dem Motto: „Gemeinschaft macht stark!“ lassen sich positive Wirkungen aufzeigen.

Wir sind Muslime: Die Gebetsrichtung nach Mekka bringt uns zusammen

Die Kinder sollen ihr Identitätsgefühl stärken, indem sie muslimisches Gemeinschaftsgefühl erfahren. Passend zu der Beschäftigung mit dem Gebet kann die Lehrkraft ausführlich von der Gebetsrichtung nach Mekka und deren Hintergrund (je nach Vermögen der Kinder) sprechen. So erhalten die Kinder die Gelegenheit, sich die spirituelle Dimension zu vergegenwärtigen, wenn die Gebete von Muslimen rund um den Erdkreis sich bei der Kaaba konzentrieren und hier zusammentreffen.

Verschiedene Religionen: Judentum und Christentum sind verwandte Religionen

Indem die Lehrkraft noch einmal über die Gesandten und die Bücher spricht, die Allah ihnen als Botschaft an die Menschen gab, kann sie einen Bogen zum Judentum und Christentum schlagen. Die Kinder sollen verstehen, dass große Propheten dieser abrahamitischen Religionen gemeinsame Propheten sind.

Werteerziehung im Islam: Bildungsgebot

Das Bildungsgebot im Islam soll vorgestellt werden, ausgehend von der ersten Offenbarung, die der Prophet Muhammad (a.s.) empfing: „Lies!“. Es soll aber auch dargelegt werden, wie das ehrliche Bemühen und die gute Absicht einen Wert an sich darstellen. In diesem Lichte sind dann auch die Leistungen zu messen. Menschen mit besonderen Bedürfnissen sollen so motiviert werden, ihre speziellen Potentiale zu erkennen und auszuschöpfen – frei von Druck und mit Freude.

3. Schulstufe

Allah: Er ist größer, als alles, was ich mir vorstellen kann

In der weiteren Vertiefung der Einzigkeit und Einzigartigkeit Gottes, Allahs, sollen die Kinder die Surah al-Ikhlas kennenlernen. Dabei soll die Lehrkraft möglichst intensiv auf die Bedeutung eingehen. „Und nichts ist IHM gleich“ kann für die Kinder ein Ausgangspunkt im Nachsinnen darüber sein, dass mit Allah in Seiner Größe nichts vergleichbar ist.

Muhammad (a.s.): Er machte uns vor, wie wir unseren Alltag gestalten

Die Kinder sollen erfahren, dass der Prophet Muhammad (a.s.) allen Muslimen vormachte, wie wir den Islam im Alltag leben. Durch Beispiele sollen sie das Vorbildhafte seines Handelns für sich entdecken. Dazu soll die Lehrkraft möglichst solche Begebenheiten auswählen, die für die Kinder leicht fasslich sind und mit ihrer Lebenswirklichkeit in enger Beziehung stehen. Sind in der Klasse besonders viele Tierfreunde, soll ein Hadith in diesem Bereich gewählt werden. Ist das Essen ein beliebtes Thema können Tischsitten besprochen werden bis hin zu einer verantwortlichen Nahrungsaufnahme um der eigenen Gesundheit willen.

Das Gebet: Gebetsruf und gemeinsames Üben ritueller Texte

Die Kinder sollen den Gebestruf kennenlernen. „Allahu akbar“ schließt dabei an den Gedanken der Unvergleichbarkeit Gottes an. Die Fähigkeit das rituelle Gebet verrichten zu können soll weiter gefördert werden. Dazu sollen nunmehr auch jene Texte mehr und mehr geübt werden, die rituell besonders notwendig sind. Gemeinsames Nachsprechen soll dabei in der Rezitation auch ein ästhetisches Erleben und Verinnerlichen mit sich bringen und daneben die Motivation beim Auswendiglernen steigern.

Der Qur’an: Ich kenne mich aus, wenn ich darin lesen möchte

Die Kinder sollen den Aufbau des Qur´ans kennenlernen und durch praktische Aufschlagübungen möglichst in eigenem Entdecken und durch die Lehrkraft unterstütztem neugierigen Anschauen die Einteilung in Suren und Ayat (Verse), die Nummerierung, die Überschriften, verschiedene Schrifttypen und Markierungen (als Hilfe bei Tadschwid) erkennen. Ist dies nicht möglich, so ist nach Alternativen zu suchen, um möglichst für alle in der Klasse ein sinnliches, durch eigenes Tun gefördertes Erleben zu ermöglichen (spezielle Computerprogramme für Blinde und Sehbehinderte, etc.). Ziel ist es die Beschäftigung mit dem Qur´an so zu fördern, dass der Umgang damit ein Stück Selbstverständlichkeit gewinnt und mit Freude verbunden ist.

Die Gesandten: Yunus (a.s.)

Die Geschichte des Propheten Yunus (a.s.) soll den Kindern unter anderem die Bedeutung von Geduld vermitteln.

Glaubenspraxis: Speisegebote und die Begriffe „haram“ und „halal“

Den Kindern sollen die Speisegebote im Islam vermittelt werden. Je nach Möglichkeit der Intensität sollen anhand dessen auch die Begrifflichkeit „halal“ für das religiös Erlaubte, Reine und „haram“ für das religiös Verbotene erklärt werden.

Projekt: Natur

Ein Lehrausgang in die Natur sei als Möglichkeit für den Ausgang eines Projektes genannt, der zum Anlass werden kann, über Umweltschutz und den islamischen Zugang dazu zu arbeiten. Hierbei kann gut auch an das Thema „Essen“ angeknüpft werden, indem über die Herkunft der Nahrungsmittel gessprochen wird.

Suren, Arabische Schriftzeichen, Lesen des Qur’ans

Methodenwahl und Zeitpunkt der Umsetzung dieses Themas liegen im Ermessen der Lehrperson.

Gemeinschaft: Zakat - Wir haben Rechte aneinander und müssen uns gegenseitig unterstützen

Wurde bisher schon besprochen, welche Bedeutung die Gemeinschaft genießt, soll nun auch die soziale Gerechtigkeit angesprochen werden, nach der jeder in einer Gemeinschaft das Recht auf ein menschenwürdiges Leben haben sollte (genug zu essen, ein Dach über dem Kopf, Bildung, usw.). Die Lehrkraft soll daher die dritte Säule der Zakat (sozial-religiöse Pflichtabgabe) unter diesem Aspekt präsentieren – nicht als Almosen, sondern als Pflicht der Vermögenden an den Bedürftigen für sozialen Ausgleich zu sorgen. Dabei sollen die Kinder auch über ihr eigenes Gerechtigkeitsgefühl an das Thema herangehen können.

Wir Muslime: Pilgerfahrt nach Mekka

Die Pilgerfahrt nach Mekka bringt Muslime einmal in ihrem Leben, wenn sie das Geld für die Reise aufbringen können und gesund sind, in all ihrer Vielfalt zusammen. Über dieses Thema soll der Gedanke der Geschwisterlichkeit beleuchtet werden. Dabei soll zum Beispiel nach Möglichkeit herausgearbeitet werden, dass Arroganz und Überheblichkeit wegen der eigenen Herkunft, des Aussehens oder persönlichen Vermögens im Islam keinen Platz haben sollen. Die Hadsch kann von der Lehrkraft auch unter dem Aspekt gezeigt werden, miteinander in all der Vielfalt der Herkunftsländer und der persönlichen Umstände freundschaftlich und auf gleicher Augenhöhe umzugehen.

Verschiedene Religionen und Weltanschauungen: Vielfalt ist gottgewollt

Die Lehrkraft soll über die Frage nach den religiösen Bekenntnissen oder Weltanschauungen von anderen Kindern an der Schule oder im Bekanntenkreis den religiösen Pluralismus in Österreich ansprechen. Im daraus sich ergebenden Gespräch sollen neben den Gemeinsamkeiten auch Unterschiede angesprochen werden. Idealerweise wäre eine direkte Begegnung etwa mit einer Gruppe, die einen katholischen oder anderen Religionsunterricht an der gleichen Schule besucht, einzuplanen. Das Ziel soll wie in den Jahren zuvor der Aufbau gegenseitigen Respekts und Akzeptanz sein, wobei nunmehr auch Unterschiede hier nicht als Hinderungsgrund empfunden werden sollen. Die Lehrkraft kann dazu auch auf jene Einstellung im Islam verweisen, dass Vielfalt gottgewollt sei.

Werteerziehung im Islam: Leben und Tod

Die Lehrkraft soll mit den Kindern über den Wert des Lebens sprechen und wie jedes Leben absoluten Schutz genießt und mit persönlicher Verantwortung verbunden ist. Die Kinder sollen so ihr eigenes Leben und das anderer als Geschenk Allahs begreifen können. Gleichzeitig soll die Beschäftigung mit dem Leben auch den Tod nicht ausblenden. Behutsam und immer mit dem Ziel vor Augen einen möglichst angstfreien Umgang mit dem Thema zu ermöglichen, soll die Lehrkraft herausarbeiten, dass für Muslime das Leben auch darin Sinn erhält, indem sich der/die Einzelne darin bewährt und „aus dem Leben etwas macht“. Durch gute Taten gewinnen die Muslime die Hoffnung auf das Paradies. Somit ist mit dem Tod im Islam nicht „alles zu Ende“, sondern verbindet sich vielmehr ein „neuer Anfang“. Das Gespräch über solche oft tabuisierten Themen soll die Chance eröffnen, den Kindern ehrliche und Mut machende Ebenen der Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich zu erschließen.

4. Schulstufe

Allah: Auf Ihn kann ich vertrauen

Die Kinder sollen erfahren, dass Allah immer bei ihnen ist. So soll Gottvertrauen aufgebaut werden, das auch der eigenen Persönlichkeitsentwicklung zugutekommt.

Muhammad (a.s.): Die Hidschra

Die Kinder sollen von der Hidschra hören und bei diesem Anlass noch einmal das Wissen über den islsmischen Kalender auffrischen. Darüber hinaus sollen sie die Begleitumstände der Flucht aus Makkah erfahren und wie es dem Propheten Muhammad (a.s.) gelang, in Madinah ein neues Gemeinwesen aufzubauen. An dieser Migrationsgeschichte sollen die Kinder erkennen, wie wichtig ein solidarischer Umgang miteinander ist und wie von allen Seiten Anpassungsbereitschaft gefordert war.

Das Gebet: Die spirituelle Dimension

Der Ablauf des rituellen Gebets soll so wiederholt werden, dass dabei die spirituelle Dimension immer mehr zum Tragen kommt. Darüber hinaus sollen auch speziellere Gebetsformen wie das Tarawih-Gebet im Ramadan oder das Gebet mit der Bitte um Rechtleitung (Istikharah) zumindest Erwähnung finden.

Der Qur’an: Die Kunst der Rezitation (Tadschwid)

Die Kinder sollen von der speziellen Vortragsform des Qur`an, dem Tadschwid, mehr Wissen erhalten. Dies soll vor allem über das sinnliche Erleben stattfinden. Die Lehrkraft kann dabei auch Tonmaterial einsetzen. Nach eigener Einschätzung kann sie dabei Suren auswählen, die für die Kinder besonders ansprechend wirken und dabei auch auf deren Inhalte eingehen.

Die Gesandten: Ausgewählte Prophetengeschichten

Die Lehrkraft kann je nach der Interessenlage und dem Vorwissen der Kinder jene Biographien auswählen, die besonders passend für die Gruppe erscheinen. In jedem Fall soll das Vorbildhafte, das auch eine Lehre für heutige Muslime bereit hält, gemeinsam erarbeitet werden.

Glaubenspraxis: Der Monat Ramadan als Motor guten Handelns

Die vierte Säule des Islam, das Fasten im Monat Ramadan, soll den Kindern vorgestellt werden. Dabei ist vor allem auf den sozialen Aspekt Rücksicht zu nehmen, also wie durch das Fasten auch das Bewusstsein für Bedürftigkeit geweckt wird, das sich in mehr aktiver Hilfe niederschlagen soll. Die Lehrkraft soll berücksichtigen, inwieweit das Fastengebot überhaupt auf Schülerinnen und Schüler - zum Zeitpunkt des Unterrichts und in der Zukunft- zutreffen wird. Aber auch hier soll sie aufzeigen, dass nicht aktiv durch eigenes Fasten teilhaben zu können keineswegs einen Grund darstellt, sich weniger als Muslimin oder Muslim zu begreifen. Daher sind die Gründe für Situationen, die vom Fastengebot entbinden, altersgerecht darzulegen. Vor allem sind die Ersatzhandlungen (Speisen von Bedürftigen) zu erklären. Außerdem ist das Fasten auch als Motor für ethisch gutes Handeln zu erklären. Die Kinder sollen verstehen, dass Fasten auch Fasten von schlechter Rede oder schlechten Eigenschaften bedeutet. Dieser Aspekt der Selbsterziehung steht allen Muslimen offen, auch wenn sie gesundheitlich nicht in der Lage zum körperlichen Fasten sind.

Projekt: Im Dialog mit Kindern anderer Religion/Weltanschauung

Je nach den Möglichkeiten an der Schule soll durch die Lehrkraft angestrebt werden, in einem gemeinsamen Projekt mit den anderen Religionslehrerinnen und Religionslehrern die Kinder im Unterricht zusammenzubringen und einen Austausch zu moderieren.

Suren, Arabische Schriftzeichen, Lesen des Qur’ans

Methodenwahl und Zeitpunkt des Beginnens dieses Themas, liegen im Ermessen des Lehrers, jedoch sollten die Schülerinnen und Schüler je nach Fähigkeiten und Möglichkeit in der Lage sein, einige einfache Sätze in der arabischen Sprache zu lesen.

Gemeinschaft: Nachbarschaft

Die Kinder sollen sich mit dem Thema der Nachbarschaft in islamischer Perspektive beschäftigen. Die Rechte der Nachbarn sollen dabei aufzeigen, dass Gemeinschaft und das sich Einsetzen für ein gutes soziales Miteinander keineswegs eine nur innermuslimische Angelegenheit sind. Muslime sind theologisch verpflichtet, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen. Die Lehrkraft kann so auch auf die größere Dimension eines gemeinschaftlichen Lebens in Österreich hinführen.

Wir sind Muslime: Islam in Österreich

Die Kinder sollen einige Kenntnisse über die Situation der Muslime in Österreich erwerben. Dazu sollen sie in den historischen Hintergrund des Islamgesetzes von 1912 eingeführt werden und dessen Auswirkungen verstehen. Sie sollen von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich als ihrer Vertretungsorganisation in religiösen Belangen erfahren. Über den Grad der Detaillierung entscheidet die Lehrkraft je nach der Situation. Ziel dieser Einheit soll jedenfalls sein, dass die Kinder die positive Situation der Muslime in Österreich, basierend auf der rechtlichen Anerkennung, erkennen und schätzen können.

Verschiedene Religionen: Buddhismus und Hinduismus

Wenn kein Wiederaufgreifen und eventuelles Vertiefen der früheren Themenstellung im Bereich der abrahamitischen Religionen angezeigt erscheint, so kann die Lehrkraft auch den Blick auf den Buddhismus und den Hinduismus weiten.

Werteerziehung im Islam: Menschenwürde

Die Kinder sollen mit dem Wert der Menschenwürde im Islam bekannt gemacht werden. Die Lehrkraft soll dabei auch an die Situation der jeweiligen Gruppe denken. Spezielle Akzente können so nicht nur auf die Gleichwertigkeit von Mann und Frau und den Anti-Rassismusgedanken gesetzt werden, sondern auch auf Menschen mit besonderen Bedürfnissen und wie diesen nach islamischem Verständnis von Allah oft eine besondere Gnade (Baraka) zuteilwird, sie also keinesfalls als „geringer“ anzusehen sind.

Lehrplan der 5.-9. Schulstufe

Der Lehrer hat sich nach seinem Ermessen in der 5.-9. Schulstufe den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler entsprechend nach dem Lehrplan für die Hauptschule zu richten. Er kann darüber hinaus gehende Orientierung im Lehrplan für BMHS und AHS finden. Er muss aber den allgemeinen Lehrplan der Sonderschule beachten und auf die unterschiedlichen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler durch geeignete Fördermaßnahmen eingehen.